Was tun bei Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Mangelernährung?

AppetitlosAuf meinem Facebook-Account „Ernährung und Krebs“ hatte ich es ja bereits angekündigt: in den kommenden Beiträgen möchte ich mich mit Tipps bei Therapie-Nebenwirkungen beschäftigen. Den Anfang macht das Thema „Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Mangelernährung“. Warum gleich drei Nebenwirkungen auf einmal? Ganz einfach – für mich hängen diese Beschwerden zusammen, denn das Eine führt meist zum Anderen. Wer keinen Appetit hat, verliert schnell Gewicht und kann in eine Mangelsituation abrutschen.

Warum gerade mit diesem Bereich starten? Auch diese Frage kann ich schnell und einfach beantworten: eine Mangelernährung wird bei Krebspatienten meist zu spät erkannt, mit oftmals schlimmen Folgen. Daher hat die Deutsche Krebsgesellschaft erst kürzlich dazu ein Positionspapier veröffentlicht. Gerne möchte ich Euch vorab ein paar Auszüge daraus vorstellen.

Positionspapier der Deutschen Krebsgesellschaft

Die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG) fordert eine Verbesserung der Ernährungsversorgung von Krebspatienten in Deutschland! Die adäquate Ernährung von Menschen mit Krebs stellt eine grundlegende unterstützende Maßnahme im Rahmen des Therapiekonzepts dar. Denn eine bedarfsgerechte Ernährungsversorgung von Krebspatienten führt erwiesenermaßen zu einer höheren Lebensqualität und Lebenserwartung. Deshalb sind die unterzeichnenden Gesellschaften und Institutionen der Auffassung, dass Fachexperten, Politik und Gesellschaft die gemeinsame Aufgabe haben, für alle an Krebs Erkrankten den Zugang auf angemessene Ernährungstherapie sicherzustellen.

Internationale Studien mit Menschen mit verschiedenen Krebserkrankungen konnten zeigen, dass eine frühzeitige und regelmäßige Ernährungsberatung sowie ernährungstherapeutische Interventionen zu einer besseren, bedarfsgerechten Energie- und Nährstoffzufuhr und zu verbesserten Behandlungsergebnissen der Krebserkrankung führen. Obwohl dies bekannt ist, versterben 20 – 30% aller Krebserkrankten an den Folgen einer Mangelernährung und nicht aufgrund ihre Krebserkrankung…

Das gesamte Positionspapier kann bei der Deutschen Krebsgesellschaft runtergeladen werden: Für eine Verbesserung der Ernährungsversorgung bei Menschen mit Krebs

Jeder vierte Krebspatient stirbt an Mangelernährung

Diese Zahlen muss man erst mal verdauen, oder? Unglaublich, aber leider wahr. Und das in einem so fortschrittlichen Land wie Deutschland! Leider spielt die Ernährung hierzulande nur eine untergeordnete Rolle, oftmals wird bei Krebserkrankten der Blick auf eine adäquate Ernährung völlig vernachlässigt. Daher müsst Ihr, als Patienten und/oder Angehörige selbst aktiv werden. Stellt Euch regelmäßig auf die Waage, tragt Euer Gewicht in ein Tagebuch und besprecht einen Gewichtsverlust frühzeitig mit Eurem Arzt.

Das Tückische: Eine Mangelernährung ist nicht immer mit starkem Gewichtsverlust verbunden und betrifft auch nicht nur dünne Patienten. Auch bei Menschen, die vor der Therapie mit Übergewicht gestartet sind und sich vielleicht freuen 2-3 Kilo abzunehmen, können schnell Mangelerscheinungen auftreten. Wer unsicher ist, sollte mit dem Arzt sprechen, vielleicht mal ein Blutbild machen lassen und nach einer Ernährungsberatung fragen.

Was tun bei Appetitlosigkeit und/oder Gewichtsverlust?

So, jetzt aber genug der Theorie, schließlich wollte ich Euch ein paar konkrete Tipps geben. Eine Appetitlosigkeit während der (Chemo-)Therapie ist nicht selten. Viele Patienten erleben dies im Laufe der Behandlung. Dabei kann das Ausmaß durchaus unterschiedlich sein und je nach Behandlungstag und sogar Tageszeit schwanken. Oftmals berichten Patienten, dass gerade morgens der Hunger am größten ist. Dies dann aber im Laufe des Tages nachlässt. Was  also tun?

  • Immer dann essen, wenn der Appetit und der Hunger am größten sind. Egal, ob mittags, morgens, abends oder irgendwann zwischen drin. Verabschiedet Euch von festen Essenszeiten und esst immer dann, wenn es geht! Generell „gehen“ meist 5-6 kleinere Mahlzeiten und Snacks besser als 3 große Hauptmahlzeiten.
  • Kleine Snacks und vorgekochte Mahlzeiten bereit halten. So kann gleich gegessen werde, wenn der kleine Hunger aufkommt.
  • Esst das, worauf Ihr Appetit habt, auch wenn es eventuell merkwürdige Speisen(-kombinationen) zu ungewöhnlichen Zeiten sind.
  • Probiert mal neue Speisen und Rezepte aus. Mit Spaß in der Küche und am experimentieren, kommt der Appetit vielleicht.
  • Das Auge isst mit. Versucht das Essen schön anzurichten, deckt den Tisch nett ein etc.
  • Ablenkung beim Essen: Versucht Euch beim Essen mit anderen Dingen zu beschäftigen, esst im Kreis der Familie mit angeregter Unterhaltung, schaut dabei fern oder lest. Durch die Ablenkung isst man oftmals unbewusst mehr.
  • Versucht, hauptsächlich nahrhafte Speisen einzubauen. Zum Beispiel statt Magermilch lieber Vollmilch oder Sahne, vielleicht noch einen Löffel gutes Ölivenöl oder Creme fraiche in die Suppe, etwas Honig zum Joghurt.
  • Essensgerüche verderben den Appetit? Vielleicht hilft es, mehrere Mahlzeiten vorzukochen und eventuell einzufrieren. So müssen sie vor dem Verzehr nur kurz erhitzt werden und der Geruch kann sich nicht so stark entfalten. Auch kalte Speisen sind eine gute Alternative – sie riechen meist nicht so intensiv. Zusätzlich in Küche und Speisezimmer gut lüften, Speisen abdecken und erst kurz vor dem Essen servieren.
  • Am Besten nur zwischen den Mahlzeiten trinken. Die Flüssigkeit füllt nämlich den Magen und der Hunger verschwindet. Kurz vor und während dem Essen daher so wenig wie möglich trinken.
  • Leichte Bewegung und körperliche Betätigung fördern den Appetit. Ein kurzer Spaziergang vor dem Essen kann daher nicht schaden.
  • Appetitangregende Getränke ausprobieren: Gut sind hier zum Beispiel Ingwergetränke. Zum Rezept für einen leckeren Ingwertee geht es hier: Ingwertee
  • Statt Wasser vielleicht besser etwas kalorienreicheres trinken, wie Fruchtsäfte oder auch mal einen Milchshake oder Smoothie.
  • Wenn gar nichts mehr geht, vielleicht über einen kurzfristigen Einsatz von Zusatznahrung (Trinknahrung aus der Apotheke) nachdenken.

 

 

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